Mitten im Zentral-Stablack vor dem Goida mit dem 216 m hohen Schlossberg, der höchsten Erhebung des Stablack, lag in der frühen Ordenszeit ein mittlerer gemischter prussischer Ort von 6 1/2 Haken (etwa 65 ha) und 4 Freien Diensten, Ampunden genannt. Der Name unbekannter Bedeutung entstammte der prussischen Sprache, damals oft auch in „Ampungen“ und „Ampongen“ umgewandelt. Diese Siedlung lag im Kammeramt Worienen der Komturei Balga.
Ampunden erlitt 1414 bei dem grausamen Poleneinfall Schäden in Höhe von 800 Mark, was bei einem so kleinen Ort wohl als völlige Zerstörung gewertet werden muss. Zwei Menschen wurden ermordet. Doch er erholte sich bald und war 1437 wieder voll besetzt. – Im „Ständekrieg“ 1454/66 („Freie“ gegen „Bündler“ = Anhänger des Ritterordens) wurde Ampunden wieder schwer in Mitleidenschaft gezogen. Bald nach dem Krieg um 1475 bekam der frühere Söldnerführer Paul Pregel Ampunden – 12 Hufen groß (180 ha) – für rückständige Soldforderungen verliehen. Pregel besaß seit 1469 bereits Gr. Peisten. Er erwarb danach neben Ampunden die Orte Canditten, Papperten Achthuben, Hanshagen, Grauschienen und die Mühle zu Landsberg. Der Sitz der Familie Pregel war Gr. Peisten.
1535 belehnte Herzog Albrecht den früheren Ordensritter Friedrich Freiherr Truchseß von Waldburg, der 1520 tapfer die Ordensburg Pr. Eylau gegen die Polen verteidigt hatte, mit Ampunden, Canditten und der Stadt Landsberg einschließlich der Mühle, insgesamt 192 Hufen (2.880 ha), die v. Waldburg für 1100 Mark von Michael Pregel gekauft hatte. Friedrich v. Waldburg richtete seinen Wohnsitz in Ampunden ein. Von ihm stammte das erste Gutshaus und wohl auch der neue Gutsname, wie eine alte Urkunde sagt: „… darauf er itzt sein Vorwerk (Hauptgut), Wildenhoff genannt, erbauet“. Der Name deutet auf die abgelegene Lage an der Stablack-Wildnis hin und war gut gewählt.
Auf Friedrich Freiherr Truchseß v. Waldburg folgte sein Sohn Hans Jakob als Herr von Wildenhoff. Dieser war in den letzten Regierungsjahren Herzog Albrechts und unter dessen Sohn Albrecht Friedrich als Landhofmeister der erste Beamte des Landes in Königsberg. Er erweiterte seinen Besitz beträchtlich und hatte bald die ganze Stablack-Gegend um Canditten – Sangnitten – Wildenhoff mit Augam, Quehnen, Rimlack, Liebnicken, Garbnicken in seinem Besitz. In den ersten Januartagen 1586 starb Hans Jakob v. Waldburg in Königsberg und wurde nach Landsberg in seine Patronatskirche überführt. Sein Sohn und Nachfolger Wolf Heinrich v. Waldburg war nicht minder tüchtig, herrisch und rücksichtslos wie sein Vater. Uralte Sagen deuten darauf hin; sie sind durch Anklagen in alten Akten belegt. Er und sein Sohn Fabian erwarben weiteren Besitz in der näheren und weiteren Umgebung wie Wormen, Worschienen, Parösken, Halbendorf, Paustern, ja sogar Gallingen, Rositten, Hussehnen, Sodehnen, Sargen, Orschen, Dulzen, Gr. Steegen, Saraunen, Achthuben, Hoppendorf. Der Waldburg’sche Besitz war damals der größte Familienbesitz im späteren Kreis Pr. Eylau.
Fabian Freiherr Truchseß v. Waldburg starb schon verhältnismäßig jung 1644, seine Witwe Helene, geb. v. Kreytzen, heiratete 1656 den Witwer Otto Freiherr v. Schwerin, Regierungschef des Großen Kurfürsten, den sie in Königsberg kennen gelernt hatte, als er dort in Regierungsgeschäften weilte. Erbe von Wildenhoff war zwar ihr Sohn Gebhard v. Waldburg, aber dieser kümmerte sich nicht um die Begüterung, reiste viel in der Welt umher und starb schließlich 1664bei einem Duell in Wien. Otto v. Schwerin als tüchtiger Minister und Gutsherr großer Besitzungen in der Mark Brandenburg kümmerte sich um die Besitzung Wildenhoff, lieh seinem Stiefsohn Geld und übernahm nach dessen Tod und Auszahlung der Agnaten die Begüterung Wildenhoff, die ihm am 16. 8. 1668 in einer Verschreibung vom Großen Kurfürsten verliehen wurde. Damit begann die Ära Schwerin in Wildenhoff, die bis 1945, also fast 300 Jahre dauerte.
Nach dem Tode von Otto Freiherr v. Schwerin (1616-1679) übernahm sein gleichnamiger Sohn (1645-1705) die Begüterung Wildenhoff. Er war Diplomat und wurde im Jahre 1700 vom Kaiser in den Reichsgrafenstand erhoben. Dessen Sohn Friedrich Wilhelm Graf v. Schwerin (1678-1727) erbte 1705 die Begüterung und erbaute zwischen 1705 und 1727 das Schloss Wildenhoff, das ein schöner, stattlicher zweigeschossiger Barockbau von Jean de Bodt in herrlicher Lage an Park und See war.
Da die Gutsherren meistens in hohen Staatsämtern und Militärrängen abwesend waren, wurde die Begüterung von so genannten „Burggrafen“ geleitet. 1743 verpachtete aber Ludwig Siegmund Graf v. Schwerin seine ganze Begüterung mit allen Dörfern und Vorwerken für 12 Jahre an den Amtmann Heinrich Klügel. Der jährliche Pachtzins ist nicht bekannt, dürfte aber bei 20 000 Gulden gelegen haben. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden einzelne Bauern in den Gutsdörfern Zinsbauern. Sie zahlten je Hufe 24 Taler und für die Gebäude 6 Taler im Jahr, leisteten nur 13 Tage Scharwerk und waren sonst frei. Das waren Vorboten der Bauernbefreiung.
1785 hatte das „adlige Gut (ohne Vorwerke) mit gräflichem Schlosse“ 6 Feuerstellen (Familien). 1820 waren in Wildenhoff 9 Feuerstellen und 84 Einwohner. In diesem Jahr hatte die Begüterung ihre größte Ausdehnung erreicht; sie bestand aus den 10 adligen Dörfern Augam, Halbendorf, Hoppendorf, Canditten, Parösken, Quehnen, Rimlack, Sangnitten, Wormen und Worschienen sowie den Vorwerken Amalienhof, Garbnicken, Gottesgnade, Gr. Steegen, Liebnicken, Liebnicken-Mühle, Paustern, Saraunen und Stobbenbruch. Im Ganzen waren es 31000 Morgen oder knapp 8 000 Hektar. Die meisten Dörfer wurden 1820 freie Bauerndörfer, die ihr Land durch einen jährlichen Zins ablösten; nur Halbendorf wurde Vorwerk. Die Vorwerke blieben vorerst bei der Begüterung, die damit immer noch sehr groß war. 1831 hatte Wildenhoff selbst in gemischtem Boden 815 Morgen Land; darin lebten 4 Handwerker, 9 Instleute und 142 Einwohner.
Obwohl der Begüterung seit 1820 infolge der Dorfregulierung und als Gebäudewertzahlung zigtausend Taler zuflossen, hielt der Ausverkauf von Wildenhoff weiter an. Um 1835 wurden Gottesgnade und Gr. Steegen zunächst verpachtet, dann verkauft. Ebenso ging es mit Stobbenbruch, Saraunen, Liebnicken und Paustern. Die Begüterung hatte 1879 nur noch 2734 ha, davon 909 ha Acker, 786 ha Wiesen/Weiden, 975 ha Wald, 41 ha Wasser und 21 ha Hof/Wege/Unland. Halbendorf war an Heinrich Wegel und Garbnicken mit Liebnicken-Mühle an Rudolf Ainhut verpachtet. Der Grundsteuer-Reinertrag betrug im Jahr 12.780 Mark.
Die Gutsgröße von Wildenhoff blieb seit dieser Zeit etwa gleich. Das Vorwerk Kreuzspahn wurde um 1890 neu gegründet und um 1900 das Vorwerk Heinrichsbruch dazugekauft. 1913 betrug die Gutsgröße mit Vorwerken (Amalienhof, Garbnicken, Halbendorf, Heinrichsbruch, Kreuzspahn und Liebnicken-Mühle) 2833 ha. Ein Großteil davon war Wald, Wasser und Bruch. 217 Pferde, 545 Rinder, 237 Schafe und 501 Schweine standen insgesamt auf den Höfen. Besitzer war seit 1909 der junge Graf Otto v. Schwerin (1897-1945); der Verwalter hieß Pich.
Im 1.Weltkrieg blieb Wildenhoff Ende August 1914 von russischen Truppen verschont. Als Graf Otto 1918 aus dem Krieg heimkehrte, kümmerte er sich sehr umdie Verbesserung der Bewirtschaftung des infolge des Krieges heruntergekommenen Gutes. Er gründete mit staatlicher Hilfe eine Siedlungsgesellschaft, die mit der Aufteilung seines 360 ha großen Vorwerkes Halbendorf 1929 den Anfang machte. Graf v. Schwerin machte sich als Siedlungsunternehmer einen beachtlichen Namen und schuf bis 1934 eine große Anzahl neuer Siedlungsdörfer in Ostpreußen. Ziegel aus zwei eigenen Ziegeleien und Holz aus eigenem Wald und Sägewerk unterstützten dieses Vorhaben. Eine große Hilfe war dem Grafen dabei der als Bevollmächtigter tätige Rendant Friedrich Rungk.
Mit dem 30. 9. 1928 war die neue Gemeinde Wildenhoff gebildet worden, die aus dem bisherigen Gutsbezirk mit seinen 10 Ortsteilen Wildenhoff, Wildenhoff-Bahnhof, Wildenhoff-Forsthaus, Ziegelei, Steinbruch-Forsthaus (Bärenwinkel), Amalienhof, Garbnicken, Heinrichsbruch, Kreuzspahn und Liebnicken-Mühle bestand. Halbendorf wurde aufgesiedelt und gehörte zur Gemeinde Parösken. Die Gemeinde Wildenhoff war 2563,60 ha groß, hatte 33 Wohnhäuser, 103 Haushalte und 500 Einwohner, darunter 30 Katholiken. Der Grundsteuer-Reinertrag von 4,61 RMje ha und Jahr deutet auf geringen Boden hin, ist aber in der Hauptsache durch die fast die Hälfte des Besitzes einnehmenden Wald-, Bruch- und Seeflächen zu erklären. Gemeindevorsteher war 1930 Otto Graf v. Schwerin-Wildenhoff: Die zweiklassige Schule ist erst nach 1820 gegründet worden. Letzte Lehrer waren Fuchs, Hugo Tolkmitt, Jahn. Die Gemeinde gehörte zu Kirche und Standesamt Canditten, zum Amtsgericht Landsberg und zum Amtsbezirk Wildenhoff. Dieser Amtsbezirk umfasste die Gemeinden Augam, Canditten, Parösken, Quehnen, Sangnitten, Wildenhoff und Worschienen. Amtsvorsteher war 1930 Otto Graf v. Schwerin.
Für 1932 gibt es über das gesamte Gut Wildenhoff folgende Angaben: Größe 2.563 ha (ohne das aufgesiedelte Halbendorf), davon ca. 1.083 ha Acker/Wiesen/Weiden, 960 ha Wald, 41 ha Wasser, 479 ha Bruchland mit Hof und Wegen. Diese Gutsgröße verringerte sich 1935 beträchtlich, weil das Vorwerk Heinrichsbruch und Teile der Wildenhoffer Forst vom Staat für den Truppenübungsplatz Stablack aufgekauft wurden.
DasGut Wildenhoff war zuletzt noch 2.050 ha groß, davon 975 ha Acker nebst Wiesen und Weiden und 1075 ha Wald, Seen, Bruchland (Muschenkenbruch). Zur gesunden Gutswirtschaft gehörten ca. 150 Pferde, 750 Rinder, 1.000 Schafe, 600 Schweine. Zwei Förstereien, zwei Ziegeleien und ein Sägewerk gehörten zum Gut, das auch Fischwirtschaft und Torffabrikation betrieb. ImOrt war eine Poststelle nebst Fernsprechamt. Nördlich des Gutshofes lag der Goida-Wald mit dem 216 m hohen Schlossberg, der höchsten Erhebung in Natangen. Wildenhoff mit dem Barock-Schloss und großem Schlosspark lag verkehrsgünstig an einer festen Straße 1 km nördlich der Chaussee Landsberg – Zinten, l,5 kmvom Bahnhof gleichen Namens und 3,5 kmvom Kirchdorf Canditten entfernt. Letzter Besitzer der Begüterung (2.050 ha) war bis 1945 Otto Graf v. Schwerin. Der Gemeinde-Durchschnitts-ha-Satz betrug 650 RM. Die Gemeinde hatte 1939 genau 333 Einwohner.
Wildenhoff kam umden 10. 2. 1945 in das Frontgebiet. Das Schloss, in dem aus Königsberg Kunstschätze ausgelagert waren, war zuletzt noch Wehrmachtslazarett. Esist durch Kriegseinwirkungen vollständig zerstört worden. Otto Graf v. Schwerin ist im Januar 1945 bei der Heimatverteidigung gefallen. Seiner großen Familie gelang die Flucht und ein Neubeginn im Rheinland. Seit dem Sommer 1945 liegt Wildenhoff im polnischen Teil unseres Kreises und hat den Namen „Dzikowo Iławeckie“ erhalten. Es ist polnisches Staatsgut geworden.
(Auszug aus „Die Städte und Gemeinden des Kreises Pr. Eylau“ von Horst Schulz)
Anmerkung Gerd Birth: Das polnische Staatsgut in Wildenhoff wurde bis kurz vor der Wende 1990 mit immer schlechterem Erfolg bewirtschaftet und ist danach aufgelöst worden. Bis etwa 2005 wurden alle Gebäude abgetragen. Von dem ehemaligen riesigen Gebäudekomplex des Gutes ist nur noch eine leere und öde Grasfläche übrig geblieben.
Fotos über Wildenhoff von damals:
Ganz links das Amtsgebäude, halbrechts die Molkerei, ganz rechts das Sägewerk
Die Schulklasse von Wildenhoff mit den Lehrern 1928 (Foto F.Ganswind)
Auf dem Vorwerk vom Gut Wildenhoff, etwa 1,5 km vom Dorf entfernt: Eine kleine Pause bei den Erntearbeiten (Foto G. Görn)
Neuere Fotos von Wildenhoff (jetzt Dzikowo Iławeckie):
Das ehemalige Amtsgebäude und Postgebäude
Der Schlossteich
Reste der ehemaligen Auffahrt zum Schloss. Das Schloss selbst existiert nicht mehr