Dorf Parösken: Der Ort Parösken wird in der Ordenszeit unter diesem Namen im Kammeramt Worienen der Komturei Balga nicht genannt. Er ist unter den unbekannten prussischen Orten zu suchen, von denen es im genannten Kammeramt etwa ein Dutzend gab. In Betracht kommt vielleicht „Paistwasticken“, ein prussischer Ort von 10 Haken, der bei dem Poleneinfal11414 in Mitleidenschaft gezogen wurde. 1437 waren im Ort 8 Haken wieder besetzt, 2 Haken lagen noch wüst. Die Bedeutung des prussischen Namens ist nicht bekannt. Dieses ist nur eine Annahme, für die aber die spätere Dorf¬größe und die Lage sprechen.
Der spätere Ort Parösken ist im „Reiterkrieg“ 1520 vollkommen untergegangen. Er tritt erst 1561 als „Poreskenn“ in das Licht der Geschichte, als der Pr. Eylauer Amts-hauptmann Caspar v. Lehndorff dem Paul Rosinsky dort 3 freie Hufen als Schulze verlieh mit Amtsdienst und Waldwacht. Er mußte jährlich als Anerkennung je 1 Scheffel Weizen und Roggen, 1 Kram-Pfund Wachs und 1 kölmischen Pfennig entrichten. Rosinsky hat das Dorf dann allmählich mit Bauern besetzt, doch es freute sich nicht lange der Freiheit. 1616 kam es in Besitz von Wolf Heinrich Truchseß v. Waldburg auf Wildenhoff.
Parösken blieb bis 1820 ein adliges, untertäniges Dorf der Begüterung Wildenhoff. Im Jahr 1820 fand die Regulierung der Eigentumsverhältnisse der Bauern statt. Damals gab es 12 Bauernhöfe mit rd. 1800 Morgen Land im Dorf. Neben dem Scharwerk zahlten sie jährlich einen Zins von 205 Talern. Bei der Regulierung wurde 1 Hof mit 148 Morgen Land eingezogen. Es blieben 11 Bauerngüter mit 1645 Morgen Land. Bereits 1828 wurden aber 5 Höfe zum Verkauf gestellt; 4 mit je 135 Morgen Land zu 102, 104, 155 und 210 Talern, der 5. Hof mit 170 Morgen Land zu 220 Talern taxiert und ausgeboten.
1831 lesen wir: „Parösken in Mittelboden hat 2038 Morgen Land, 11 Bauerngüter, 9 Instleute, 88 Einwohner“. – Nach der Bauernbefreiung und der Separation nahm die Anzahl der Höfe durch Teilungen und Abbauten schnell zu. 1846 waren schon 22 Wohngebäude und 165 Einwohner vorhanden. 1871 zählte man 41 Wohngebäude, 75 Haushalte und 372 Einwohner. 1895 waren 47 Wohngebäude und 90 Haushalte mit 356 Einwohnern vorhanden.
Im I. Weltkrieg erlitt das Dorf Ende August 1914 durch russische Truppen keine Schäden. Parösken blieb auch nach dem Krieg ein Dorf mit vielen kleinen Bauern und recht vielen Abbauten, mit Händlern, Gastwirtschaft und Schule. Der seit dem 30. 09. 1928 bestehenden Gemeinde Parösken wurde als Ortsteil das Vorwerk Halbendorf von Wildenhoff zugeschlagen, das wenig später aufgesiedelt wurde. Die Gemeinde war 800,10 ha groß, hatte 52 Wohnhäuser, 93 Haushalte und 405 Einwohner (darunter 15 Katholiken). Der Grundsteuer-Reinertrag von 4,99 RM je ha und Jahr deutet auf leichten und moorigen Boden hin und war mit unter den niedrigsten Sätzen des Kreises. Gemeindevorsteher war 1930 Schemmerling – Parösken. Die einklassige Schule im Dorf bestand seit 1739; letzter Lehrer war über Jahrzehnte Hans Rußland. Die Gemeinde gehörte zu Kirche und Standesamt Buchholz, zum Amtsgericht Landsberg und zum Amtsbezirk Wildenhoff.
1932 werden im Güteradressbuch die drei größeren Bauern Max Naujoks, 25 ha; Gustav Sarge, 25 ha; Albert Schemmerling, 22 ha, aufgeführt. Als weitere Bauern sind noch u. a. Fischer, Holzke, Kirstein, Korinth, Lehmann, Prill, Sand, Schröder, Schulz, Steckler und Venohr bekannt. Neben der Gastwirtschaft Lehmann werden die Landwirte und Händler Gustav Grube, Otto Hill und Otto Schulz genannt. – Parösken lag an einer festen Straße 2 km nördlich der Chaussee nach Landsberg bei Halbendorf; die Stadt war 7 km entfernt. In der Gemeinde waren 1933 genau 390 Bewohner.
Das Dorf Parösken kam 1934 zum Areal des Truppenübungsplatzes Stablack und musste 1935 geräumt werden. Seine Einwohner wurden weit verstreut, der Gemeindename blieb aber bestehen und ging auf Halbendorf über. Alle Anwesen und Gebäude des Dorfes blieben erhalten. Auf ehemaligem Dorfland von Parösken wie auch auf dem vom Abbau Eichen und teilweisem Land von Halbendorf entstand ab 1937/38 das neue Lager Süd des Truppenübungsplatzes Stablack, das durch eine Ringchaussee an der Platzgrenze mit dem Lager Nord verbunden war. Die Bauarbeiten an diesem großen Komplex dauerten den ganzen Krieg über an.
Das Lager Süd des Truppenübungsplatzes Stablack war Stütz- und Ausgangspunkt von militärischen Operationen unserer Truppen in der letzten Phase des Kampfes um die Heimat, die bis Mitte Februar 1945 andauerten. Danach von sowjetrussischen Truppen besetzt, überstanden die Kasernen weitgehend die Kriegsereignisse. Sie wur¬den etwa im August 1945 den polnischen Besatzungsbehörden übergeben. Die Polen nennen diesen Militärkomplex „Kamiensk“, was so viel wie „Stein“ bedeutet. Die Kasernen des Lagers wurden in ein Zuchthaus verwandelt, das bis jetzt besteht. Um 1983 fand eine größere Gefangenen-Revolte mit Ausbruch statt. – Das Dorf Parösken heißt jetzt „Parezki“ und ist ein polnisches Bauerndorf geworden.
Dorf Halbendorf: Der Ort Halbendorf ist um das Jahr 1350 als deutsches Bauerndorf von 20 Hufen – davon 18 Zinshufen – im Kammeramt Worienen der Komturei Balga gegründet worden. Es war gegenüber den anderen Dorfgründungen jener Zeit ein kleines Dorf; vielleicht stammt daher der erste Name „Halbedorf, der eventuell die Kleinheit (halbes Dorf) andeuten sollte. Außerdem lag im oder bei dem Dorf noch der Hof von einem prussischen Freien Dienst, auch ein Krug war vorhanden.
Das junge Dorf wurde bereits bei dem Poleneinfall 1414 um 1000 Mark geschädigt, was einer totalen Vernichtung entsprach. Es hat sich von diesem Schaden nur langsam erholt. Halbendorf wurde wohl auch durch den „Ständekrieg“ 1454/66 wieder in Mit-leidenschaft gezogen. Die Ansätze eines Neuaufbaues wurden im „Reiterkrieg“ 1520 abermals zerstört. Halbendorf lag danach Jahrzehnte wüst und unbewohnt.
Erst 1561 kam es zu einer Neugründung. Der Pr. Eylauer Amtshauptmann Caspar v. Lehndorff verlieh in dem genannten Jahr dem Konrad Wesche 3 Hufen zu kölmischem Recht in Halbendorf mit der Auflage, das Dorf neu zu besetzen.
Halbendorf entstand nun abermals neu als Bauerndorf, doch war seine Freiheit nicht von langer Dauer. Im Jahre 1613 kam es in den Besitz von Wolf Heinrich Truchseß v. Waldburg auf Wildenhoff und wurde ein adliges, gutsuntertäniges Dorf. Später wurde es in ein Vorwerk umgewandelt und blieb als solches bis 1929 bei Wildenhoff. 1846 hatte „Halbendorf als Vorwerk 4 Wohngebäude und 52 Bewohner; 1871 waren es 5 Wohnhäuser und 113 Einwohner.
Die Begüterung Wildenhoff der Grafen v. Schwerin hatte das Vorwerk Halbendorf lange Zeit verpachtet. Schon 1879 wird als Pächter Heinrich Wegel genannt. 1885 hatte Halbendorf 5 Wohngebäude und 108 Einwohner. Ende August 1914 entstanden durch russische Patrouillen keine Schäden im Ort. 1920 – wohl nach dem Tod ihres Mannes – wird Frau Regenbrecht als Pächterin im Güteradressbuch genannt. Es ist nicht bekannt, ob Wildenhoff danach noch selbst die Bewirtschaftung von Halbendorf übernommen hat, oder ob das Vorwerk nach Ablauf der Pacht als erstes Objekt der neuen Siedlungsfirma des Grafen Otto v. Schwerin – Wildenhoff in eigener Regie 1929 aufgesiedelt wurde. Auf 360 ha wurden 22 Siedlerstellen errichtet.
Bereits am 30. 09. 1928, als die Siedlung wohl schon beschlossen war, kam Halbendorf als Ortsteil zur neuen Gemeinde Parösken, wo auch die Schule war. Kirche und Standesamt lagen in Buchholz, das Amtsgericht in Landsberg, als Amtsbezirk blieb Wildenhoff. –
Im Herbst 1934 wurden zur Anlage des Truppenübungsplatzes Stablack das ganze Dorf Parösken sowie auch nördlich gelegene Teile des Siedlungsdorfes Halbendorf vom Militärfiskus aufgekauft und mussten 1935 geräumt werden. Auf diesem Land sowie dem von Parösken und Abbau Eichen wurde ab 1937/38 das neue Truppenlager Stablack-Süd errichtet, an dem bis in den Krieg hinein gebaut wurde. Die Gemeinde Parösken blieb aber dem Namen nach bis 1945 bestehen, wenn sie auch nur aus dem verkleinerten Ortsteil Halbendorf bestand. Die zuständige Schule befand sich jetzt in Wildenhoff; Bürgermeister war der Siedler Krüger in Halbendorf, der das Restgut erworben hatte.
Nach Kriegsausbruch 1939 wurde das Lager Stablack-Süd durch die Anlage eines großen Barackenlagers erweitert. Dazu musste Halbendorf abermals Land abtreten. Im Ganzen (mit 1934/35) wurden die Siedlungen von Druschinski, Krampitz, Krüger, Maiwald, Reimann, Schmidt und Will aufgekauft und mussten geräumt werden. In den neu aufgekauften Höfen und Häusern wohnten Familien von Platzbediensteten. Die ständige Truppenanwesenheit in diesem großen Militärkomplex Stablack-Süd hatte ihre Auswirkungen auf das kleine Dorf. Dessen verkehrsmäßige Lage an der Chaussee Landsberg – Canditten – Zinten, 5 km von Landsberg und 2 km vom Bahnhof Wildenhoff entfernt, war gut. – Das Dorf hatte 1939 genau 225 Einwohner; letzter Bürgermeister war Graw.- Halbendorf.
Letzte Besitzverhältnisse in Halbendorf 1945: Baumgarth, Karl-Franz 21,52 ha Kallasch, Emil 19,37 ha, Beckmann, Klara 15,00 ha Klink, Hermann 18,13 ha, Böhnke, Albert 23,50 ha Konopka, August 15,00 ha, Boltz, Ludwig 2,15 ha Lobitz, Adolf 20,50 ha, Eisenblätter, Ernst 18,81 ha Plehn, Franz 20,00 ha, Glagau, Gustav 3,25 ha Venohr, Fritz 2,21 ha, Graw, Hermann 20,00 ha Wolter, Erna 20,50 ha, Grube, Paul 16,00 ha.
Dorfhochzeit in Halbendorf 1935, Namen unbekannt
Halbendorf lag gegen Ende des II. Weltkrieges im Brennpunkt längerer Kämpfe nördlich der Stadt Landsberg, die bis Mitte Februar 1945 andauerten. Danach von Sowjet-Truppen besetzt, kam es im Sommer 1945 unter polnische Verwaltung. Die Polen nannten es „Polwiosek“; es ist ein polnisches Bauerndorf geworden. In der Nähe des Dorfes in den früheren Kasernen ist das polnische Zuchthaus „Kamiensk“ unter-gebracht (siehe auch bei Parösken). Nähere Einzelheiten sind nicht bekannt.
(Quelle: Auszugsweise aus „Die Städte und Gemeinden des Kreises Preussisch Eylau“ von Horst Schulz)
Aktuelle Fotos aus Parösken (Parezki):
Blick auf das idyllische Parösken und die Parösker Höhe (210 m)
Ortseingang von Parösken aus Richtung Orschen
Aktuelle Fotos Halbendorf (Polwiosek):
Blick auf das ehemalige Gut Halbendorf
Ein ehemaliger Beobachtungsbunker am Rande des Truppenübungsplatzes Stablack bei Halbendorf