Gemeinde Augam

Das Stablack-Dorf Augam war eine alte prussische Siedlung, die in der Ordenszeit im Kammeramt Zinten der Komturei Balga lag. Auch der Ortsname ist prussischer Herkunft, seine Bedeutung unbekannt. Es wurde „Ogam“, „Owgam“, „Ougam“, „Awgem“, „Augamen“ und schließlich „Augam“ genannt und war ein gemischter Ort mit einigen prussischen Hakenbauern und 1 Freien Dienst; ferner mit Krug und Mühle. Beim „Hungerkrieg“ 1414 wurde Augam von den Polen ausgebrannt und geplündert, erholte sich aber wieder wie auch von den Schäden des „Ständekrieges“ 1454/66. Das Dorf war im Jahre 1501 nur 150 ha groß. 

Auch im „Reiterkrieg“ 1520 wurde der Ort schwer mitgenommen. Noch 1543 lebten dort nur 3 Bauern. Im Jahre 1566 wurde Augam an Hans Jakob Truchseß v. Waldburg auf Wildenhoff verpfändet und kam allmählich in den Besitz der Herren v. Waldburg. 1575 war es 555 ha Hufen groß und fast vollständig wieder bewirtschaftet. Im Jahre 1575 kam Augam zum neuen Kirchspiel Canditten und zum Amt Pr. Eylau. 1619 wurde Wolf Heinrich Truchseß v. Waldburg mit Augam belehnt. Es kam damit als adliges und untertäniges Dorf in den Besitz der Begüterung Wildenhoff und blieb es fast genau 200 Jahre. 

1785 zählte man in Augam als adligem Dorf von Wildenhoff 17 Familien. 1820 löste sich Augam aus der Gutsherrschaft und wurde freies Bauerndorf. Im Jahre1895 lebten dort, jetzt 596 ha groß, in 40 Häusern und 70 Haushalten 376 Personen. 

Ansichtskarte von Augam aus dem Jahre 1936
Ansichtskarte von Augam aus dem Jahre 1936

Im 1. Weltkrieg blieb Augam Ende August 1914 von russischer Besetzung verschont. Bei der neuen Gemeindeeinteilung ab 30. 09. 1928 blieb das Dorf ohne weitere Ortsteile. Es war jetzt 639,90 ha groß, hatte 38 Wohngebäude, 66 Haushalte und 297 Einwohner (darunter 8 Katholiken). Der jährliche Grundsteuer-Reinertrag von 7,93 RM je ha deutet auf Mittelboden hin. Die Gemeinde gehörte zu Kirchspiel und Standesamt Canditten, zum Amtsgericht Landsberg und zum Amtsbezirk Wildenhoff. Gemeindevorsteher war 1930 Hermann Springer aus Augam. Die Schule wurde 1738 gegründet; seit 1855 war sie zweiklassig. Als letzte Lehrer sind bekannt: Meier, Fritz Schwandt, Karl Herrmann, Ottenstein, Schacht, Schneider. 

Größter landwirtschaftlicher Betrieb im Dorf war 1932 das Gut von Gustav Grube mit 141 ha und einem Viehbestand von 20 Pferden, 70 Rindern (davon 26 Kühen), 4 Schafen und 30 Schweinen. Weitere Höfe und Besitzungen waren die von Erna Bastian (55 ha), Helmut Becker (0,85 ha), Otto Böhm (18,44 ha), Franz Drewke (1,50 ha), Dora Ewert (23 ha), August Fittkau (12,50 ha), Selma Fittkau (3 ha), Emil Grunwald (7,25 ha), Gustav Hehnke (34 ha), Anna Heidmann (0,50 ha), Erich Hein (46 ha), Elise Jäckel (23,48 ha), Alfred Knorr (5 ha), Elise Knorr (10,25 ha), Arthur Kreuzer (34 ha), Gustav Kreuzer (9,50 ha), Louis Lerch (0,75 ha), Emil Müller (10 ha), Hugo Peinert (9,57 ha), Gottfried Scheffler (10,50 ha), Franz Springer (2 ha), Fritz Springer (68 ha), Hermann Springer I (30 ha), Hermann Springer II (19,75 ha), Ernst Wölk mit dem Pächter Kurt Bastian (15,75 ha), Karl Wulf (30 ha), der Friedhof (0,50 ha) und das Schulland mit Schule (3 ha). 

Augam, im Zentral-Stablack an der Grenze zum Nachbarkreis Heiligenbeil gelegen, war ein mittleres Bauerndorf mit etlichen Abbauten, zwei Gastwirtschaften (Fittkau und Korn) und einigen Handwerkern. Ein Friedhof war vorhanden. Die verkehrsmäßige Lage des Ortes an der Chaussee Landsberg – Zinten etwa 10 km südostwärts von Zinten und 4 km vom Bahnhof Sangnitten war günstig. – Die Gemeinde hatte im Jahre 1939 genau 278 Einwohner. 

Augam wurde erst um den 18. 02. 1945 von den Sowjets besetzt. Seit dem Sommer 1945 im polnisch besetzten Teil unseres Kreises liegend, wird es von den Polen „Augamy“ genannt. Augam ist ein polnisches Bauerndorf geworden; etliche Höfe sind zerstört. Nördlich des Dorfes verläuft heute die polnisch-russische Grenze. 

(Quelle: Auszugsweise aus „Die Städte und Gemeinden des Kreises Preußisch Eylau“ von Horst Schulz)

Gemeinde Augam im Überblick: 

Jahr der Dorfgründung:Unbekannt (ca. um 1360, davor war es eine prussiche Siedlung)
Flächengröße 1939:6425 ha
Einwohnerzahl 1939:278 Personen
Zuständiger Amtsbezirk:Wildenhoff
Zuständiges Kirchspiel:Canditten
Zuständiges Amtsgericht:Landsberg
Augam wird polnische Gemeinde:28. 06. 1946
Eingliederung in die polnische Groß­gemeinde „Gmina Górowo Iławeckie“ 15. 01. 1976
Einwohnerzahl 2009:Ca. 90 Personen
Bürgermeisterin der Großgemeinde:Bozena Olszewska-Switaj

Fotos über Augam von damals:

Hochzeit Eheleute Siebler und Familie Ewert 1937 (Foto D. Brincker)

Mit dem Floß auf dem Dorfteich: Von links Benno und Hans Peinert, Paul Langhans (Foto H. Langhans)

Ausfahrt mit Kutsche Bauer Hellmuth Grube um 1938

Neuere Fotos von Augam (jetzt Augamy):

Der ehemalige Hof von Kurt Bastian, jetzt von einem polnischen Bauern bewirtschaftet

Hier war der ehemalige Dorfmittel- punkt mit Schule und Gastwirtschaft sowie einigen Bauernhöfen

Die polnisch-russische Grenze 1,5 km hinter Augam (Foto N. Reich)