Dorf Worschienen: Das Dorf Worschienen im Stablack-Gebiet war in der Ordenszeit als „Wursynen“ ein kleiner prussischer Ort im Kammeramt Zinten der Komturei Balga. Der Ortsname kann vielleicht von einem prussischen Personennamen abgeleitet sein und „Ort des Wurse“ bedeuten. Im Jahre 1480 erscheint Worschienen noch in Ordenslisten. Später ist es in den Wirren des „Reiterkrieges“ von 1520 untergegangen. Erst über 40 Jahre später im Zuge der neuen Besiedlung der Stablack-Gegend wurde Worschienen neu gegründet. Den Brüdern Raphael und Nickel (Nikolaus) in Liebnicken wurde 1563 das ganz öde Dorf Worschienen verliehen.
1575 bei der Neugründung des Kirchspiels Canditten waren die beiden Brüder noch im Besitz ihrer Höfe in Worschienen. Das Dorf war zu dieser Zeit bereits für eine Schuld des Herzogs dem Gutsherrn von Wildenhoff, Hans Jakob Truchseß v. Waldburg, verpfändet. Dessen Sohn Wolf Heinrich erhielt 1619 den Ort verliehen. Worschienen wurde ein adliges untertäniges Bauerndorf der Begüterung Wildenhoff, bei der es bis 1820 blieb. – Das kleine Dorf vergrößerte sich später durch neu zugeteiltes Land und Besitzteilungen. 1785 hatte „Warschienen“ als adliges Dorf von Wildenhoff 7 Haushalte; die Kirche lag in Canditten. Im Jahre 1820 zählte es als adliges Dorf von Wildenhoff 8 Haushalte und 35 Einwohner.
Im selben Jahr 1820 wurden die Eigentumsverhältnisse der Bauern des Dorfes reguliert Jetzt zahlten sie eine jährliche Rente von 139 Talern 18 Sgr., leisteten vorläufig noch 32 Spann- und 40 Handdienste und behielten ihr Land. Die Kreiskasse erhob dazu eine jährliche Grundsteuer. 1831 hat Worschienen 815 Morgen Land, 4 Bauerngüter, 2 Kätner, 2 Instleute, 45 Einwohner“. – 1846 waren es 8 Wohnhäuser und 98 Einwohner im Dorf und 1871 bereits 15 Wohngebäude, 29 Haushalte und 136 Bewohner.
Das kleine Dorf in landschaftlich schöner Lage im Stablack und am Stradick-Flüsschen entwickelte sich in der folgenden Zeit nicht weiter. 1895 war die Dorfflur 180 ha groß, davon 107 ha Acker und 44 ha Wiesen. Im 1. Weltkrieg merkte Worschienen von der russischen Besetzung Ende August 1914 nichts. Seit dem 30. 09. 1928 bestand die neue Gemeinde Worschienen mit dem Ortsteil Wormen. Sie war jetzt 363,40 ha groß; in 16 Wohngebäuden und 26 Haushalten lebten 124 Bewohner. Gemeindevorsteher war 1930 Möck – Worschienen. Der Grundsteuer-Reinertrag von 7,74 RM je ha und Jahr deutet auf mittleren Boden hin. Die Schule lag in Sangnitten. Kirche und Standesamt befanden sich in Canditten, das Amtsgericht war in Landsberg, der Amtsbezirk hieß Wildenhoff.
Im Jahre 1932 werden in Worschienen nur die Höfe von Friedrich Melchien, 98 ha, und Erich Melchien, 32 ha, genannt. Dazu gab es noch die Höfe von Möck und Steinau, je um 25 ha groß. Nach dem Tode von Friedrich Melchien wurde dessen Hof geteilt: Karl Melchien behielt 50 ha, seine Schwester, die Kurt Schirmacher geheiratet hatte, bekam 48 ha zu einem neuen Hof. Worschienen lag 1,5 km nordwestlich von Sangnitten mit dem Bahnhof der Strecke Königsberg – Zinten – Landsberg – Rotfließ und der Chaussee nach Canditten und Zinten. – Die Gemeinde hatte 1939 genau 132 Einwohner. Letzter Bürgermeister war Karl Melchien.
Letzte Besitzverhältnisse in Worschienen 1945:
Melchien, Erich (Herta) 31,75 ha Schirmacher, Kurt 50,00 ha Melchien, Karl 53,00 ha Steinau, Kurt 23,00 ha Möck, Hugo 23,08 ha Gemeindeland 4,00 ha.
Worschienen wurde um den 14. 02. 1945 von Sowjet-Truppen besetzt, nachdem es schon mehrere Tage vorher im feindlichen Artillerie-Feuer lag. Es traten dabei Schäden an Gebäuden ein. Seit dem Sommer 1945 liegt es im polnischen Teil unseres Kreises. Von den Polen „Worszyny“ genannt, ist es jetzt ein kleines polnisches Bauerndorf.
Fotos aus Worschienen von damals:
Familie des Bauern Kurt Schirmacher im Jahre 1944 (Foto M. Hold)
Der Hof des Bauern Kurt Steinau in den 30er Jahren Foto K. Steinau)
Familie Melchien im Jahre 1938
Neuere Fotos aus Worschienen (jetzt Worszyny):
Der ehemalige Hof von Kurt Schirmacher 1998 (Foto M. Hold)
Das ehemalige Worschienen aus der Luft (Google Earth)
Die Ortseinfahrt Worschienen/ Worszyny 2012 (Foto D. Wojnicz)
Dorf Wormen: Der Ort Wormen und seine Umgebung waren schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Darauf weisen viele Grabfunde und eine Fliehburg auf dem „Schlossberg“ nordöstlich des Dorfes hin. In der prussischen Zeit gehörte diese Gegend noch zum Gau Warmien, darauf deutet auch der Name hin; sie kam erst bei den Teilungen von 1251 und 1254 zu dem vergrößerten Gau Natangen. In der mittleren Ordenszeit war „Warmen oder Knegiten“ ein gemischter prussischer Ort und bedeutend größer als der Nachbarort Worschienen. „Warmen“ lag im Kammeramt Zinten der Komturei Balga.
Beim Poleneinfall 1414 entstanden Schäden im Ort, die aber behoben werden konnten. Im Jahre 1423 erfahren wir, dass Peter aus Zinten von Hantel aus Wormen 2 Hufen Land für 33 Mark kaufte. – Im „Ständekrieg“ von 1454/66 traten abermals schwere Schäden ein. 1480 traf Wormen mit vielen anderen Orten der Schicksalsschlag der Verpfändung an die Brüder v. Tettau.
Wormen muss damals ziemlich verödet gewesen sein. Im „Reiterkrieg“ von 1520 wurde es dann vollkommen zerstört und verwüstet. Noch 1540 lag es ganz wüst und unbewohnt; erst 1563 wurde es aufs neue besiedelt. Damals erhielt Tewes Zipke aus Blumstein das Schulzenamt von Wormen.
Kaum war Wormen wieder so einigermaßen bevölkert, legte auch hier der Waldburger von Wildenhoff die Hand darauf. Zuerst war das Dorf nur verpfändet, doch 1616 geriet es vollständig in den Besitz von Wolf Heinrich Truchseß v. Waldburg, Wildenhoff, und blieb dessen adliges untertäniges Bauerndorf bis 1820.- 1785 war Wormen ein adliges Dorf von Wildenhoff mit 5 Haushalten, das zur Kirche in Canditten gehörte. Es war jetzt und auch 1820 mit 5 Haushalten und 34 Bewohnern kleiner als Worschienen.
Vor 1820 war bereits ein Hof in Wormen mit 127 Morgen Land freies Eigentum des Besitzers, also nicht mehr gutsuntertänig. Im Jahr 1820 wurden die restlichen 3 Bauernhöfe von Wildenhoff aus reguliert. Sie besaßen 390 Morgen Land und hatten außer dem Scharwerk einen jährlichen Zins an Wildenhoff zu leisten.
1831 lesen wir: „Wormen in Mittelboden hat 547 Morgen Land, 4 Bauerngüter, 1 Instmann, 34 Einwohner“. 1846 sind im Dorf 10 Wohngebäude und 53 Einwohner; 1848 war die Separation beendet, in deren Verlauf keine Abbauten errichtet und keine Hofteilungen vorgenommen wurden. 1871 werden 8 Wohnhäuser, 13 Haushalte und 65 Einwohner gemeldet. – 1885 erfahren wir, dass die Dorffläche 155 ha groß war.. In 8 Wohngebäuden und 8 Haushalten lebten damals 50 Bewohner.
Ab 30. 09. 1928 wurde das bisher selbständige Dorf Wormen Ortsteil der neuen Gemeinde Worschienen mit einem größeren und fünf mittleren Bauernhöfen sowie einer Schmiede mit Landbesitz. Ein Friedhof befand sich in Wormen. Die Schule war in Augam, Kirche nebst Standesamt in Canditten, das Amtsgericht in Landsberg. Der Amtsbezirk hieß Wildenhoff. Das Dorf lag etwa 1 km westlich der Chaussee Canditten – Zinten. Das größere Dorf und der Bahnhof Sangnitten waren 3 km entfernt.
Letzte Besitzverhältnisse in Wormen 1945:
Bitter, Fritz 51,00 ha Schirrmacher, Walter 21,50 ha Lang, Ernst (Elise) 23,75 ha Thimm, Hermann 18,25 ha Neumann, Berthold 32,50 ha Wohlgetan, Max (Schmiede) 7,33 ha Robitzki, Gustav 16,63 ha.
Um den 14. 02. 1945 wurde Wormen von Sowjet-Truppen nach längerem Artillerie¬Beschuss besetzt, wobei Schäden an Gebäuden eingetreten waren. Seit dem Sommer 1945 liegt es im polnischen Teil unseres Kreises und wird von den Polen „Wormie“ genannt. Der alte Name ist kaum verändert. Es ist ein kleines polnisches Bauerndorf.
(Auszugsweise aus „Die Städte und Gemeinden des Kreises Preussisch Eylau“ von Horst Schulz)
Neuere Fotos aus Wormen (jetzt Wormie):
Blick auf das Dorf Wormen/Wormie aus Richtung Augam Foto D. Wojnicz)
Das Dorf Wormen/Wormie aus der Luft (Google Earth)
Ortseingang von Wormen/Wormie (Foto D. Wojnicz)