Dorf Quehnen: Im Zentral-Stablack lag in der mittleren Ordenszeit der prussische Ort „Kywaynen“ oder auch „Kewainen“ genannt mit 15 Haken und 1 Freien Dienst. Er gehörte zum Kammeramt Zinten der Komturei Balga. Der Ortsname ist prussischen Ursprungs, seine Bedeutung unbekannt. -„Kewainen“, das spätere Quehnen, erlitt bei dem Poleneinfall von 1414 schwere Schäden, war jedoch 1437 wieder voll besetzt. Der „Ständekrieg“ 1454/66 schlug dem Dorf abermals schwere Wunden. Der Orden verpfändete 1480 unter anderen Orten Quehnen der Familie v. Tettau für eine Schuld von 1600 Gulden. 1491 löste Bischof Johannes von Riesenburg das Pfand ein. Der Orden verlieh ihm 1495 das gesamte Gebiet. Nach dem Tode des Bischofs 1501 fiel auch Quehnen wieder an den Orden zurück.
Im „Reiterkrieg“ von 1520 verheerten polnische Truppen den ganzen Stablack schwer. Auch Quehnen wurde fast völlig verwüstet und erholte sich nur langsam. 1543 saßen in Augam und Quehnen nur 6 Bauern, 1 Krüger und 2 Hirten, wovon wohl die meisten in Augam als dem größeren Dorf wohnten. 1563 erhielt Tewes Zinke aus Blumstein, Schulze in Worschienen, für 3 freie Schulzenhufen in Augam den Auftrag, alle wüsten Hufen von Augam und Quehnen neu zu besetzen. Dieses gelang auch. 1575 war der Ort mit etwa 10 Bauern wieder voll besetzt. Als Quehnen einigermaßen besiedelt war, geriet es 1566 in den Pfandbesitz von Hans Jakob Truchseß v. Waldburg-Wildenhoff. Da die Schuld (10.000 Gulden) von der Landesherrschaft nicht getilgt werden konnte, erhielt der Sohn des Leihers, Wolf Heinrich Truchseß v. Waldburg, 1619 das Dorf Quehnen verliehen. Es wurde ein adliges, untertäniges Dorf der Begüterung Wildenhoff und blieb es fast genau 200 Jahre.
Im Jahre 1785 war Quehnen ein Gutsdorf von Wildenhoff im Kirchspiel Canditten. 1820 hatte das adlige Dorf bereits 13 Feuerstellen und 67 Einwohner. Im selben Jahr erfolgte die Regulierung der bäuerlichen Besitzverhältnisse. Wie bei allen Dörfern der Begüterung Wildenhoff verpflichteten sich die Bauern, eine jährliche Rente an das Gut zu zahlen. Dafür behielten sie ihren vollständigen Besitz. – 1831 hatte das Dorf 182 Einwohner.
In den folgenden Jahrzehnten änderte sich in Quehnen nicht viel. Durch den Ankauf kleinerer Anwesen entstanden größere Höfe, die Zahl der Bauern sank. 1895 war das Dorf 378 ha groß, davon 321 ha Acker, 30 ha Wald. In 19 Wohnhäusern und 42 Haushalten lebten 177 Bewohner (darunter 1 Katholik).
Seit dem 30.09. 1928 bestand dann die Gemeinde Quehnen mit dem Ortsteil Rimlack. Sie war 571,90 ha groß und hatte 24 Wohnhäuser, 47 Haushalte und 208 Einwohner. Der Grundsteuer-Reinertrag von 7,59 RM je ha jährlich deutet auf leichten Boden hin. Die Schule für das Dorf lag in Augam. Es gehörte zu Kirche und Standesamt Canditten und dem Amtsgericht Landsberg. Der Amtsbezirk hieß Wildenhoff. Gemeindevorsteher war 1930 Bauer Max Baumgart-Quehnen.
Das nächste etwas größere Dorf Augam war 2 km entfernt. Von hier war die Stadt Zinten (12 km) auf einer Chaussee zu erreichen. Bahnstation war Sangnitten (6 km). Im Dorf gab es eine Gastwirtschaft mit Landbesitz (Thienert/Niederhauser) und zwei Handwerker (Schmiede und Sattler). In der Gemeinde lebten 1939 genau 207 Einwohner.
Letzte Besitzverhältnisse in Quehnen 1945 mit dem Durchschnitts-ha-Satz von 780 RM:
Batto, Gustav 0,50 ha; Baumgart, Albert 40,00 ha; Baumgart, hermann (41,76 ha; Henke, Gustav 12,00 ha; Henke, Minna 12,62 ha; Höpfner, Julius 60,00 ha; Krause, Paul 0,50 ha; Schmidtke, Albert 6,00 ha; Springer, Gustav 67,00 ha; Steckler, Gustav 0,50 ha; Dr. Stolzenwald, Etich/Thienert, Gustav 111,46 ha; Niederhauser, Heinrich 6,00 ha; Witt, Otto 5,75 ha.
Quehnen wurde um den 18. 02. 1945 beim Untergang unserer Heimat von Sowjet¬Truppen besetzt. Dabei traten Zerstörungen ein. Seit dem Sommer 1945 liegt es im polnischen Teil unseres Kreises. Es wird von den Polen „Kiwajny“ genannt.
Nach letzten Mitteilungen ist von dem Dorf, das nahe der sowjetrussisch-polnischen Demarkationslinie liegt, nicht mehr viel vorhanden. Das Land wird teilweise von den Staatsgütern Liebnicken und Wildenhoff bewirtschaftet; der Wald breitet sich aus.
Neuere Fotos aus Quehnen (jetzt Kiwajny):
Das Dorf Quehnen aus Richtung Garbnicken
Der ehemalige Hof Gustav Springer in den 80er Jahren (Foto Springer)
Der Ortseingang von Quehnen aus Richtung Augam
Dorf Rimlack: Dorf Rimlack: Rimlack war schon in der mittleren Ordenszeit nur ein kleiner gemischter prußischer Ort von 2 Haken nebst 2 Freien Diensten mit Namen „Rymelauken“. Er lag im Kammeramt Zinten der Komturei Balga. Der Ortsname ist prussscher Herkunft und bedeutet vielleicht „Feld des Ryme“. – „Rymelauken“ wurde beim Poleneinfall 1414 schwer in Mitleidenschaft gezogen, war aber 1437 wieder voll besetzt. Der „Ständekrieg“ 1454/66 verursachte abermals schwere Schäden. 1480 wurde Rim¬lack mit anderen Orten an die Brüder v. Tettau wegen Soldforderungen verpfändet. 1491 löste der Bischof Johannes von Riesenburg das Pfand aus. Der Orden verlieh dem Bischof die ganze Gegend mit Rimlack. Nach dessen Tod 1501 fiel alles an den Orden zurück (siehe auch Quehnen). –
Im „Reiterkrieg“ 1520 wurde Rimlack vollständig zerstört. Es lag danach lange Zeit wüst. In der Folgezeit wird nur der „See Rymelauken“ erwähnt, der südwestlich des Dorfes lag (später Seewiese) und aus dem das Entenfließ entspringt. – Um die Mitte des 16. Jahrhunderts (um 1560) wurden Rimlack und die umliegenden Orte neu besie¬delt. Rimlack wurde 1563 dem Truchseß v. Waldburg – Wildenhoff verliehen. So kam es zur Begüterung Wildenhoff, bei der es als adliges, untertäniges Bauerndorf über 250 Jahre bis 1820 blieb. –
1785 war „Rumblauken oder Rumlack“ ein adliges Bauerndorf von Wildenhoff mit 5 Feuerstellen im Kirchspiel Canditten. Im Jahre 1820 zählte das Dorf „Rimlack oder Rimlauken“ immer noch 5 Feuerstellen mit 38 Bewohnern. Im selben Jahr fand die Regulierung der bäuerlichen Besitzverhältnisse gegenüber der Gutsherrschaft statt. Die Bauern behielten ihr gesamtes Land gegen eine jährliche Rente. – 1831 erfahren wir: „Rimlack in Lehmboden hat 635 Morgen Land, 4 Bauerngüter, 6 Instleute, 52 Ein-wohner“. –
Nach der Regulierung und Separation der Dorfflur wuchs das Dorf, das 1846 genau 53 Einwohner zählte. 1895 war die Gemeinde 197,30 ha groß, hatte aber nur noch 7 Wohngebäude, 12 Haushalte und 73 Einwohner. Es waren größere Höfe entstanden, die bis 1945 das Dorfbild bestimmten. –
Mit dem 30. 09. 1928 hörte die Selbständigkeit des Dorfes auf und es wurde Ortsteil der neuen Gemeinde Quehnen. Die für den Ort zuständige Schule lag in Augam. Er gehörte zu Kirche und Standesamt Canditten. Rimlack lag im Amtsgerichtsbezirk Landsberg und im Amtsbezirk Wildenhoff. -1932 werden die Höfe von Otto Dawert, 72 ha; Anna Meyer, 73 ha; Otto Preuß, 47 ha, genannt. Das war mit zusammen 192 ha fast das ganze Dorf. –
Rimlack lag abseits fester Straßen im Stablack. Landwege führten zum Gemeindeort Quehnen und zum größeren Ort Augam (je 2 km). Sangnitten mit dem Bahnhof war ca. 5 km entfernt. In den Hof Meyer heiratete Emil Lange ein. Abseits des Dorfes lag der Abbauhof Stamm (früher Thurau). Ein kleiner Ortsfriedhof lag abseits von Rimlack am Weg nach Liebnicken. Neben einigen Häusern für die Arbeiter der Höfe befanden sich keine Wohngebäude im Ort. –
Letzte Besitzverhältnisse in Rimlack 1945: Dawert, Alwin 71,09 ha; Preuß, Otto 47,26 ha; Lange, Emil 72,44 ha; Stamm, Albert 11,00 ha
Rimlack wurde um den 18. 02. 1945 sehr zerstört von Sowjet-Truppen besetzt. Mitte 1945 den Polen übergeben, nannten es diese „Rymlawki“ im Anklang an den alten Namen. Nach den neuesten Berichten ist Rimlack verödet und kaum noch bewohnt. In den 70er Jahren bestand der Ort noch aus 6 baufälligen Gebäuden. Ein Wohnhaus war noch vorhanden, ein früheres Insthaus des Hofes Dawert.
Anmerkung Gerd Birth: Seit den 90- er Jahren steht im ehemaligen Rimlack kein einziges Gebäude mehr. Nur Ödland, Büsche und eine leidlich bearbeitete Landwirtschaft bestimmen jetzt diese Gegend.
(Quelle: Alle Texte auszugsweise aus „Die Städte und Gemeinden des Kreises Pr. Eylau“ von Horst Schulz)
Fotos aus Rimlack von damals:
Die Familie Franz Meyer vor ihrem Wohnhaus 1921 (alle Fotos K. Lange)
Der Hof von Emil Lange
Die Wohnhäuser der Bauern Emil Lange und Otto Preuß (von links)
Neuere Fotos aus Rimlack:
Rest des ehemaligen Hofes von Alwin Dawert 1975
Im Jahre 2003 ist anstelle des Dorfes nur noch Einöde vorhanden (Fotos K. Lange)